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Semaine Federale International 2008 Drucken
Geschrieben von Wolfgang Wiethölter   
02.09.2008

Rennradfahren wie Gott in Frankreich

Wolfgang Wiethölter hat einen Bericht verfasst von der 70. Semaine Federale Internationale de Cyclotourisme in Saumur – Frankreich im August 2008.

Viel Spaß beim Lesen...

Die Loire ist mit einer Länge von 1000 Km der längste Fluss Frankreichs. Genauso weit war auch der Weg dorthin, genauer nach Saumur einem Städtchen mit ca. 30.000 Einwohnern, direkt an der Loire gelegen, ca. 70 Km südöstlich von Angers oder 160 südlich von Le Mans.

Dort in Saumur fand diesmal die "70e Semaine Federale Internationale de Cyclotourisme" - eine internationale Radsportwoche - statt.  Motiviert von den begeisterten Eindrücken der Düsings aus dem Vorjahr haben sich Kerstin und Johannes Düsing sowie Helmut Risse und Wolfgang Wiethölter  – in Kooperation mit den Lohner Radsportfreunden – bereits im Herbst 2007 angemeldet.

Beschreiben kann man diese Woche am treffendsten mit 6 RTF’s an 7 Tagen (1 Ruhetag), die in täglich wechselnden Rundkursen kleeblattartig um den diesjährigen gastgebenden Ort Saumur herumführen. Die täglichen Streckenlängen bewegten sich dabei zwischen 48 und 188 Km. Die Streckenverläufe waren sorgfältig ausgesucht sowie gekennzeichnet und führten an allen Sehenswürdigkeiten wie Burgen, Schlösser, Kirchen und Höhlen vorbei, wobei selbst kurze Schiebepassagen in Kauf genommen wurden. Von den ‚Schlössern der Loire’ hatte ich bereits gehört,  wobei mich die Anzahl und Vielfalt überrascht hat. Die Veranstalter hatten sich wirklich Mühe gegeben, den auswärtigen Radfahrern die vorhandenen Schönheiten zu zeigen. Bis auf einigen Kilometern Radweg an stillen Flüssen entlang, verliefen die Routen zumeist über verkehrsarme Seitenwege durch eine leicht hügelige Landschaft sowie einige Male durch höher gelegene Weinberge.

Ebenfalls beeindruckend waren die eingerichteten Pausenstationen. Mindestens in Sportplatzgröße und mehrfach in Schlossgärten eingerichtet, gab es hier alles, was Rennradfahrer und Feinschmecker sich wünschen: Neben sportiver Nahrung fanden auch komplette Mittagsmenüs und Weinverkostungen an diversen Ständen große Zustimmung bei den Franzosen. Begleitet wurden diese Pausen durch musikalische und Brauchtumsdarbietungen.

Zusammen mit unseren täglichen Ausfahrten konnten wir uns ein Bild davon machen, dass die gesamte Region sowohl landschaftlich wie auch kulturell viel zu bieten hat.

Eine effiziente Organisation – mit  6 Tourenplänen für jeden Tag, auf denen jeweils alle Streckenlängen gesondert vermerkt waren, bis hin zu den Straßenmarkierungen und Streckenposten an wichtigen Knotenpunkten – machte es möglich, dass die überwältigende Zahl von 15.000 Radfahrern sich gut zurechtfand. Aufgrund eines großen Startfensters verteilten sich die Teilnehmer auf der Strecke. Für uns – die wir um ca. 9.00 Uhr starteten begann die Tour in einer einstündigen Vorbeifahrt an einem nicht enden wollenden Strom von Mitfahrern. Nie gab es ein ‚vorne’ oder ‚hinten’.

Das Teilnehmerfeld zeugte zu erheblichen Teilen von einer langen Rennradtradition: Auffallend waren viele, auch ältere Randonneure, (Radwanderer) oftmals auch mit Partner, also Radsportler, die eher die physischen und psychischen Herausforderungen von Langstreckenfahrten suchen und weniger das wettkampfmäßige Betreiben des Radsports. Die Räder sind mit dauerhaften Schutzblechen, Lichtanlage und vielfach auch mit Packtaschen ausgerüstet. Daneben gab es zahlreiche Tandems, Liegeräder und Raritäten zu bewundern. Ebenso im Feld fand man Mountainbikes und Tourenräder. Gefahren wurde oft in kleineren Gruppen, die die jeweilige Tagestour als tagfüllende Unternehmung mit Verpflegung betrachteten.

Neue, unübliche fahrtechnische Verhaltensmuster konnten wir auch erleben: So wurde mit Vorliebe rechts überholt und beim ‚französischen’ Kreisel  fuhr der Fahrer durch eine bestehende Zweierreihe von hinten nach vorn. Größere Ansammlungen von stehenden Fahrern ergaben sich regelmäßig vor Bäckereien, Bistros mit Außenausschank sowie vor Kirchen aller Art und Größe. 

Bedingt durch unsere Vereinskleidung ergaben sich immer wieder Kontakte mit Franzosen, die einen Bezug zu Deutschland haben oder hatten. Völkerverständigung im Kleinen durften wir beim Treffen der Lohner Radsportfreunde mit ihren französischen Sportkollegen der Lohner Partnergemeinde erleben. 

Es war eine erlebnisreiche Woche, deren Gestaltung nach der Tagestour jeder individuell vornehmen konnte: die einen trafen sich auf der Permanence – der ständigen Einrichtung während der Woche, eine Mischung aus Radfahrmesse mit allen großen Herstellern und Anbieter in Sachen Essen und Trinken sowie Versammlungszelte – um mit den Mitfahrern von dem Erlebten bei Bier und Wein zu erzählen, andere bevorzugten ein lauschiges Cafe um dort unter Bäumen  in ruhigerer Atmosphäre den Spätnachmittag zu genießen. Zum Essen am Abend suchte sich jeder seinen ‚Geheimtipp’ aus den sehr vielfältigen Möglichkeiten.

Für Helmut und für mich war es eine unvergessliche Woche, jeden Tag mit neuen Eindrücken, sowohl sportlich, kulturell wie auch in den Begegnungen. Eine Veranstaltung ohne Sieger und Verlierer, nur mit eigenem Leistungsdruck, So wird die Wochenleistung bei den meisten zwischen 700 und 1000 Km gelegen haben. Für uns war es nicht das letzte Mal! Danke an die ‚Düsings’ für diese Empfehlung.

Wer Freude daran hat, ohne Zeit- und Plazierungsdruck eine Woche einen Teil Frankreichs gemeinsam mit vielen Franzosen (ca. 90%) kennen zu lernen und nebenbei noch die regionale französische Küche genießen möchte, dem können wir diese Radsportwoche wärmstens empfehlen. Termin: Jedes Jahr in der ersten Augustwoche.

In 2009 findet diese Veranstaltung in Saint Omer (50 Km südöstlich von Calais) statt. Mit 500 Km halbiert sich auch der einfache Reiseweg. Da dort die Unterkunftsmöglichkeiten sehr beschränkt sein sollen, empfiehlt sich eine sehr sehr frühe Buchung. Für weitere Fragen steht euch auch Johannes Düsing gerne zur Verfügung.

Wolfgang Wiethölter

Letzte Aktualisierung ( 11.09.2008 )
 
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