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Rhodos 2010 Drucken
Geschrieben von Stefan Skopnik   
19.12.2010

Radfahren auf Rhodos, geht das überhaupt?

Auf geht's (Das Hotel ist leider nicht zu empfehlen)

Ich muss gestehen, ich war da auch erst einmal etwas skeptisch. Berichte im Internet sprachen von schlechten Straßen und viel Verkehr. Mein Eindruck nach unseren 2 Wochen im Herbst 2010: Vergesst all diese Schauermärchen. In den letzten Jahren sind durch den EU-Strukturfond Millionen in den Straßenbau auf Rhodos geflossen. Die Straßenverhältnisse sind inselweit optimal bis gut auf allen kartenverzeichneten Straßen. Und solange man die Küstenstraße und Rhodosstadt meidet, ist auch das Verkehrsaufkommen im Inland überschaubar (zumindestens im Herbst und Frühjahr) Also wenn ihr mal sehen wollt, wo auch eure Steuergelder in großzügigem Straßenbau investiert wurden, kommt nach Rhodos!

Aber der Reihe nach. Ein Urlaub so ganz ohne Fahrrad ist für einen RSG'ler ja oftmals schwer zu ertragen und so habe ich mich auch in unserem Rhodosurlaub schnell nach einem Fahrradverleih umgeschaut. Unser Standort war Kolymbia, eine gesichtslose Ansammlung von Hotels, Tavernen, Touristenläden und Bauruinen an der Ostküste irgendwo zwischen Faliraki und Lindos. Das einzig Sehenswerte der "Ortes" ist vielleicht seine Eukalyptusallee und der Strand. Sicher ein fahrradtechnischer Vorteil ist seine Lage: Direkt von Kolymbia aus zweigt eine Straße von der Küstenstraße ins Landesinnere ab und erschließt einem so schnell die landschaftlich reizvollen Seiten der Insel.

Rhodos besitzt inselweit einheitliche Steigungsprozente
Davon hat Rhodos nämlich reichlich zu bieten. Je weiter man sich von der touristisch sehr erschlossenen Nordostspitze Richtung Südwesten weg bewegt, desto landschaftlich reizvoller wird die Insel. Sanfte Hügel wechseln sich mit Gebirgsketten und Schluchten ab. Überall gibt es Olivenbaumplantagen aber auch Wein wird viel angebaut. Der Straßenverlauf nimmt jede Welle mit. Da ist alles dabei nur eins nicht: Ebene Landschaft (ausgenommen die Südspitze) So kann man sich auf ein munteres Auf und Ab einstellen, ohne das es zu allzu langen Kletterpatiene kommt.

Aber zurück zu Fahrradverleih. Der steckt auf der Insel noch in den Kinderschuhen. Autos, Motorräder und Roller gibt's an jeder Ecke aber ein breites Angebot an Fahrrädern sucht man vergebens. Rennräder totale Fehlanzeige. Es bleibt also das Mountainbike als Alternative. Auch der Zustand der Räder ist sicher verbesserungswürdig. Ich empfehle dringend ein Multitool mitzunehmen, damit man die ein oder andere Einstellarbeit zur Not auch mal in Eigenregie vornehmen kann. Ich habe 2 unterschiedliche Verleiher ausprobiert. Die Preise lagen im Herbst zwischen 6 - 8 Euro pro Tag. In der Hauptsaison wird wohl deutlich mehr verlangt.

Ich möchte euch hier 3 Strecken vorstellen, die ich natürlich wärmstens empfehlen kann. Alle sind landschaftlich äußerst reizvoll und abwechslungsreich, verlaufen auf wenig befahrenden Straßen und haben immer Kolymbia als Ausgangspunkt. 

1. Tour: Kolymbia - Filerimoos - Schmetterlingstal - Kolymbia (89 km, 1500 hm, GPS-Streckenplan)

Rushhour auf dem Weg von Psinthos nach Maritsa
Blick von Filerimoos auf die Küste und Rhodos-Stadt
Es geht zunächst Richtung Archipoli vorbei an Epta Piges (7 Quellen), Agios Nektarios (mit dem hohlen Baum in dem schon Paulus übernachtet haben soll Unschuldig). Kurz vor Archipoli an einer Kreuzung biegen wir scharf nach rechts ab nach Psinthos. Es geht auf gut ausgebauter Straße munter auf und ab, bis wir den schönen Ort mit seinem Dorfplatz erreicht haben. Hier laden viele Tavernen zur Rast ein. Von dort geht es hinauf nach Maritsa und weiter auf Schleichwegen durch den größeren Ort Pastida. Wir besteigen Filerimoos von der Nordseite, daher müssen wir den Berg zunächst umfahren. Danach beginnt der schöne Aufstieg in Serpentienen. Filerimoos war im 2. Weltkrieg wegen seiner strategisch wichtigen Lage heiß umkämpft. Was wir da zu suchen hatten, bleibt wohl für immer ein Geheimnis. Oben gibt es ein Kloster und Kreuzweg mit einem häßlichen Betonkreuz. Sehenswert ist der tolle Ausblick bis Rhodos-Stadt und die türkische Küste. Zurück geht es zunächst auf gleichem Weg bis zu einem kleinen Abzweig nach Damatria. Auf diesem Weg können wir zunächst einmal etwas verschnaufen bevor es hinauf zum höchsten Punkt der Stecke geht: Petaloudes (Schmetterlingstal) und dem anschließenden Pass der auch wieder wunderschöne Blicke auf die Küste freigibt. Weiter geht es bergab zurück nach Psinthos und von dort auf dem selben Weg zurück nach Kolymbia.

2. Tour: Zum Profit Ilias (73 km, 1400 hm, GPS-Streckenplan)

Kurze Rast vor dem ehemaligen italienischen Gouverneurspalast
Die ersten Wolken über dem Attavyros
Nach einigen Tagen mit unbeständigem Wetter lud die Prognose wieder zu einem Ausflug mit dem Rad ein. Die guten Aussicht stellte sich später leider als trügerisch heraus.

Es geht zunächst wieder auf bekannter Strecke nach Archipoli. Von dort weiter nach Eleousa, vorbei am verfallenen italienischen Gouverneurspalast und der Piazza. Über Platania und Apollona umfahre ich zunächst das Profit Ilias Gebirge um den Aufstieg dann "von hinten" zu beginnen. Es beginnt ein traumhafter Anstieg in Serpentienen auf fast autofreier bewaldeter Straße hinauf zum Profit Ilias und seiner italienischen Sommerfrische im Fachwerkhausstil. Wer will kann mit dem Mountainbike auch den Gipfel erklimmen. Oben ist der Blick am besten. Unten läd ein Cafe zum Verweilen ein. Wegen heran nahender Gewitterwolken musste ich leider darauf verzichten. Stattdessen ging es zurück nach Archipoli wo ich mich kurzerhand entschloss, dem Gewitter weiterhin ein Schnippchen zu schlagen und noch einen Schlenker über Psinthos einzulegen. Ein schlauer Plan wie sich herausstellte, der mir einen einstündigen Aufenthalt bei sintflutartigen Regenfällen in der schönsten Taverne von Rhodos aufzwang (das Leben kann so hart sein ;-) Gestärkt mit dem besten Greek-Salat der Insel und einem Kaffee ging es dann wie auf Eiern Richtung Afantou. Nasse Bergstraßen in südlichen Ländern sind wirklich äußerst gefährlich. Von Afantou ein kleiner Schlenker auf der Küstenstraße und dann direkt auf einer Nebenstraße zurück nach Kolymbia. Dort hatte es den ganzen Vormittage wie aus Kübeln geregnet. Einige Pfützen die sich an diesem Tag bildeten, blieben uns noch bis zu unserer Abreise erhalten. 

3. Tour: Um den Attavyros (106 km, 2150 hm, GPS-Streckenplan)

Auf dem Highway nach Ag. Isidoros
Es sollte die Königsetappe werden und diesem Anspruch wurde sie auch voll gerecht. Das Wetter hatte sich endlich beruhigt und versprach "Kaiserwetter" unsere Abreise lag ja schließlich auch bald an ;-(

Bis nach Eleousa ging es zunächst wieder auf bekannter Strecke. Nun wollte ich eigentlich den Profit

Am Fuß des Attavyros
Ilias nördlich umfahren, doch schon auf der Abfahrt durch Dimylia war es passiert: Statt den Ort zu durchfahren und nach einem späteren Abzweig Ausschau zu halten, wählte ich einen Schlenker direkt im Ort. Was dann kam war der anstrengendste Streckenabschnitt aller gesammelten Touren. Auf einem klitzekleinen aber wie immer glatt asphaltierten Sträßchen ging es mit 15% durch Weinfelder steil im Bogen zurück auf die Passstraße zum Profitis Ilias. Trotz der Anstrengung ein lohnender Umweg! Auch in dieser Richtung macht Aufstieg zum Profitis Ilias wieder Spaß. Auf der anderen Seite am Fuß des Berges angekommen ging es weiter Richtung Ebonas. Kurz vorher wähle ich den Abzweig Richtung Ag. Isidoros. Hier hatte ich mich auf einen schlecht ausgebauten Streckenabschnitt eingestellt, da die Verbindung für den Straßenverkehr im Inland keine große Bedeutung hat. Was mich aber erwartet, war eine hervorragend asphaltierte "Bundesstraße" die wohl noch dem großen Verkehrsansturm entgegen fiebert. Auf der gesamten südlichen Umfahrung des Attavyros hatte ich vielleicht Kontakt mit einem Dutzend Fahrzeugen. Umso leichter kann man so den Ausblick auf das Inselinnere genießen. An der südwestlichen Spitze der Tour stoße ich dann schließlich auf die
Canyon an der Küstenstraße
Küstenstraßen. In diesem Abschnitt ist auch sie weniger befahren, da die Touristenmetropolen viel weiter nördlich liegen. Man kann also noch einmal die atemberaubenden Ausblicke auf die Küstenlinie genießen bevor es dann wieder ins Hinterland Richtung Ebonas (dem Zentrum des Weinbaus auf Rhodos) ging. Auf diesem Streckenabschnitt hat man dann noch einmal tolle Ausblicke auf das Ziel der Tour, das höchste Massiv der Insel den Attavyros. Auf dem Satellitenbild ist am Abzweig von der Küstenstraße nach Ebonas eine kleine Straße sichbar, die auf den Gipfel führt. Diese war vor Ort nicht direkt ausgeschildert und ist sicher nicht asphaltiert, bietet sich aber für eine
Blick auf den Attavyros
weitere Variante der Strecke an. Der weitere Rückweg gestaltete sich dann auf bekannten Wegen einfach. 

Vielleicht habe ich dem ein oder anderen ein wenig Appetit gemacht. Rhodos ist sicher noch ein fahrradtechnisches Entwicklungsland. Die Insel bietet aber alles was der ambitionierte Radlerherz begehrt. Darüber hinaus hat sie eine ausreichende Größe, um genügend Abwechslung in die Streckenplanung zu bringen.  Alle beschrieben Strecken sind 100% Rennradtauglich (wenn man denn Vorort über eins verfügt). Ansonsten spricht natürlich auch nichts dagegen mal auf die breiten Schlappen umzusteigen.

 

Das Inland von Rhodos
Schöne Infos zur Insel gibt es unter Rhodos-Info 
Letzte Aktualisierung ( 23.12.2010 )
 
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