Da gehts lang Jeder
Radsportler hat sie: Träume die der im Laufe seiner „Karriere“
erreichen will. Das fängt oft klein an. Das Absolvieren eines
Radmarathons oder Jedermannrennens gehört dazu, die Teilnahme an einem
besonderen Radsportevent wie zum Beispiel dem "AlbExtrem“, der HEW
Cyclassics oder dem Ötztaler Radmarathon. Schließlich träumt man
vielleicht von einer Alpenüberquerung wie der TransAlp.
Johannes
Düsing hat sich in diesem Jahr einen seiner Träume erfüllt. Vom 21. bis 24. August fuhr er Paris-Brest-Paris (PBP), mit über 6000 Teilnehmern, einer
Gesamtstrecke von 1.231 km
und ca. 11.000 hm
das längste und größte und sicher auch eines der schwersten
Radsportevents in Europa.
Voraussetzung für die Teilnahme an dem nur
alle 4 Jahre stattfindenden Ereignis ist das Absolvieren von
Qualifikationsbrevets über die Distanzen von 200, 300, 400 und 600 km im selben Jahr.
Johannes
hat die PBP und einer fabelhaften Zeit von 65:43 Std (incl.
Pausen) absolviert.
Die gesamte RSG gratuliert ihm zu dieser phantastischen
Leistung.
Lest
seinen Bericht:
Johannes und Peter beim Start Die
Tour startete eher behäbig. Peter Gerwien und ich wollten die Sache
gemeinsam abreißen. Leider hatte Peter bald einen technischen Defekt
der uns ca. ½ Stunde gekostet hat. Gemeinsam setzten wir die Fahrt
fort.
Doch
dann musste Peter aus gesundheitlichen Gründen ganz aufgeben. Nun
stand ich alleine da. Die anderen Lohner waren mittlerweile alle weit
weg. Was sollte ich nun tun? Gas geben und die Verfolgung der anderen
aufnehmen oder PBP alleine durchstehen. Letzteres erschien mir
unmöglich, somit drückte ich mächtig in die Pedalen.
Noch
vor der ersten Pausenstation (Mortagne au Perche, nach 140 km) hatte
ich zuerst Werner dann auch Georg und Heinrich (Georg hatte einen
Plattfuß), schließlich dann Christian eingeholt. Gemeinsam mit
Marco, den ich ca. fünf Kilometer vor Mortagne au Perche
(Partnergemeinde von Lohne) eingeholt habe, bin ich dann in die
Pausenstation eingefahren. Der Empfang war ohrenbetäubend. Dadurch,
dass Marco hier so bekannt war, empfand ich die Situation so, als
wenn wir nach einem harten Rennen die Ziellinie als Sieger überquert
hätten. Das wir nicht von den Rädern getragen wurden war alles.
Marco
lies in einem Gespräch durchblicken, dass er nach der Pause alleine
weiterfahren wollte. An dieser Pausenstelle sprach ich auch mit
Andreas, der bei meinem Erscheinen weitergefahren ist. Bernd Klus,
den ich ebenfalls in Mortagne traf, blieb noch ein kurzes Weilchen
und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich fahre langsam, so das
du mich einholen kannst!“. Das bedeutete für mich, dass ich auch
die zweite Etappe unter Volldampf fahren musste, wenn ich Bernd
einholen wollte, und das wollte ich unbedingt. Mit Bernd hatte ich
schon sehr gute Erfahrungen bei unseren Brevets gemacht. Leider war
meine Anstrengung umsonst, ich konnte ihn nicht einholen!
Bernd und Johannes beim 3 Gänge Menü Als
ich nach insgesamt 220 km zur ersten Kontrollstelle kam, fuhr Andreas
gerade wieder los und Bernd wollte bald folgen. Zu meiner
Überraschung stand zur nächtlichen Zeit meine liebe Kerstin im
Kontrollbereich. Sie holte mir etwas zu trinken und versuchte mich
aufzumuntern. Die Angst vor dem alleine fahren in der Nacht war
unnötig, alles lief einfach super. In Fougeres hatte ich endlich
soviel Zeit aufgeholt, das Bernd ohne Zeitverlust (seine selbst
vorgegebene Startzeit nach der Pause) gemeinsam mit mir starten
konnte. Ab da waren wir beide ein Team. Bernd mit seiner
PBP-Erfahrung ermahnte mich zum ruhigen Fahren. Das führt dazu, dass
mein Schnitt km/Std sank.
Bis
Fougeres hatte ich ein Schnitt von 28,7 km/Std mit ca. 2.400 Hm. Die
nächsten drei Kontrollen waren alle so um ca. 80 km entfernt. Gegen
Mittag erreichten wir die dritte Kontrollstelle Carhaix-Plouguer.
Dort trafen wir auch das Begleiterteam. Die drei (Peter und Eva
Gerwien und Kerstin) wollten hier bleiben, bis wir diese Kontrolle
auf dem Rückweg wieder passieren würden.
Pünktlich
nach 45 min Pause fuhren wir los nach Brest. Für mich sicherlich
eine der schwierigsten Passagen. Die Anstiege waren lang und heftig.
Das kostet Kraft und Zeit. In Brest planten wir eine Schlafpause.
Frisch geduscht (Handtuch und Duschutensilien bekamen wir für 3,50
€) suchten wir die Schlafhalle auf. Leider war kein Platz frei. Wir
hätten ca. eine ½ Stunde warten müssen. Das war zu lang, dafür
hatten wir keine Zeit! Bernd entdeckte eine Fußmatte vor einer
großen Eisentür, hier hatten unsere Oberkörper Platz, unsere Beine
lagen allerdings auf den kalten Beton. Nach kurzer Zeit weckte Bernd
mich, er wollte weiter, weil er nicht schlafen konnte. Natürlich bin
ich sofort mit Bernd aufgebrochen. Am Stadtrand von Brest hielten wir
an und erledigten uns der Regenkleidung. Unter dem Plastikzeug war es
einfach zu warm. Man verbrauchte unnötige Energie um den Körper zu
kühlen. Vom Hinweg kannte man nun die gesamte Strecke und wusste, wo
es schmerzen würde. Man wurde automatisch an bestimmten Abschnitten
langsamer, man musste sich echt zwingen schneller zu fahren.
Geschafft ! Zur
nächtlichen Zeit (ca. 4:00 h) erreichten wir wieder die
Kontrollstelle Carhaix-Plouguer. Mein Tacho zeigte 687 km mit einem
Schnitt von 23,7 km/Std. Im Kontrollbereich entdeckten wir Peter, der
auf uns wartete, worüber Bernd und ich uns sehr gefreut haben. Es
tut echt gut, wenn man erschöpft an die Kontrollstelle kommt und
dort wartet jemand, der sich unseretwegen die Nacht um die Ohren
haut. Für Peter war es sicherlich sehr hart, vom Teilnehmer zum
Begleiter zu werden. Er hat sich aber nie etwas anmerken lassen.
Seine aber auch Kerstins sowie auch Evas ganze Energie galt nur den
Teilnehmern. Hier hat uns Peter aufgemuntert und noch Tipps in Sachen
Sekundenschlaf gegeben bevor wir wieder aufgebrochen sind.
Das
nächste Wiedersehen mit dem Begleiterteam war in Mortagne an Perche.
Diese Kontrolle erreichten wir am Mittwochmorgen um ca. 00:45 h.
Wieder herzlich von Kerstin begrüßt, die unermüdlich auf uns
gewartet hat, ging es genauso herzlich weiter. Die Freunde aus der
Partnergemeinde Lohne schlugen uns auf die Schultern. Die freuten
sich uns zu sehen, wie auch Peter und Eva, die nun auch anwesend
waren. Bernd und ich beschlossen, hier auf die Schnelle eine Stunde
zu schlafen (ohne Duschen und Zähneputzen).
Nach
der Pause ging es dann schnell weiter nach Paris-Versailles. Nach
insgesamt 65:43 Std erreichten wir wieder Paris. Der Schnitt lag bei
ca. 24,5 km/Std. Natürlich erwartete uns dort unser erstklassiges
Begleiterteam. Den Dreien sei an dieser Stelle nochmals DANK gesagt.
Auch bei Bernd möchte ich mich bedanken. Ein sehr korrekter
Radkollege mit dem ich jeden Riegel teilen würde bzw. geteilt habe.
Es
war für mich das härteste Rennen, aber ich möchte es nicht missen
und bin bestimmt 2015 wieder dabei!!! Ein unvergessenes Erlebnis!
Übrigens,
viele Franzosen standen an der Strecke, feuerten uns an und
verteilten Wasser und Gebäck.
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